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Das historisch-politische Buch (Duncker & Humblot), Vol. 72, Ausgabe 2024, 3 - 4, S. 419 - 420.
Der Verfasser geht sein Thema methodisch schlüssig und überaus gründlich an. Er wertet die zahlreichen Zeugenaussagen und die breite zeitgenössische Berichterstattung aus.
Abriss Mit dem Sturm auf die Bastille und der darauffolgenden Französischen Revolution im Jahr 1789 wurde der Grundstein zur Veränderung der Staats- und Gesellschaftssysteme in der westlichen Welt gelegt. In den Jahren danach waren die Reformer in Frankreich mit der Durchfechtung des neuen Gedankenguts beschäftigt, ehe sie zum Vorbild aller westlichen bürgerlichen Verfassungen wurde. Das neue Gedankengut in Europa führte zwischen 1792 und 1815 zu den Koalitions- und Revolutionskriegen, in deren Wechselwirkungen im vermeintlichen »Epochenjahr 1806« das Alte Reich erlosch. Doch nicht allein die großen Schlachten der »Schwellenzeit um 1800« und der territoriale Druck durch die siegreiche Revolutionstruppen konstatieren das Ende des Alten Reichs. Prägende Ereignisse, die im Rahmen der Arrondierungensbestrebungen der Nachfolger des Markgrafen von Ansbach und Bayreuth in den Jahren 1792 bis 1796 stattfanden, sollten für das Alte Reich zum »Point of no return« führen. Die Art und Weise wie Preußen versuchte, seine nachbarlichen Reichsritter, Reichsstädte und fremdherrlichen Unterthanen zu unterwerfen, beschädigten die Grundsätze der Alten Reichsverfassung irreversibel. Am 14. Februar 1792 entzündet sich im kleinen württembergischen Ort Weiltingen das erste Einzelstreichholz, das sich zu einem lokalen Großfeuer entwickelte und das die Gemüter im ganzen Reich erhitzte. Über den Vorfall hätten die beteiligten Regierungen am liebsten den Vorhang des Schweigens fallen lassen. Aufgewiegelte Nachbarn verübten aus Treue zur ihren Landesherrn unverhältnismässige »Thätlichkeiten« aneinander. Die größtenteils noch aus dem Mittelalter stammende Gesetzgebung war der umstrittenen und komplexen Herrschaftsituation am Hesselberg schonungslos ausgeliefert. Die alten Regeln und Gesetze konnten keine klärenden Antworten mehr auf den festgefahrenen jahrhundertalten Territorial- und Zuständigkeitszwist im wohl »strittigsten Dreieck« Deutschlands geben. Die aufgeheizte Situation an der Wörnitz war den kontradiktionären Umgebungsbedingungen nicht gewachsen, so dass im Sog des Weiltinger Konflikts Grundsatzfragen der alten Reichsverfassung zur Landeshoheit und zur exekutiven Rechtsausübung diskutiert werden mussten. Bei der Aufarbeitung der »farheuse affair de Wailtingen« prallten historische Ansichten und neues Gedankengut dermassen aneinander, dass an deren Reibflächen genügend Hitze für fundamentale politische Veränderungen entstand. Auf Basis von vielfachen neuen Erkenntnissen aus der jüngsten Geschichtsforschung und der Hinzuziehung umfangreicher historischer Quellen wird in diesem Buch der Frage nachgegangen, welcher Stellenwert den Weiltinger Geschehnisse in der Geschichte zugestanden werden kann? Waren die Ereignisse im Wörnitztal womöglich die ersten Axthiebe am alten Reichsstamm? Handelt es sich bei der Auseindersetzung gar um ein »tipping point-Ereignis«? Ausgehend von den drei lokalen Kernereignissen am Weiltinger Tor werden die Vorgänge in einem mehreren Ebenen umfassenden Gesamtkontext eingebunden. Dazu ist es nötig zum einen die Eigenheiten oder Besonderheiten der Antagonisten, der regionalen und lokalen Entwicklung, der lokalterritorialen Gegebenheiten und der Verhältnisse vor Ort zu beleuchten. Und zum andern muss der Blick auf die politische Großwetterlage gerichtet werden. Denn ohne die Verquickung der lokalen Verhältnisse mit zeitgenössischem Denken, althergebrachtem Rechtsverständnis und neuen politischen Strömungen wird man nicht verstehen, warum gerade die doch vielerorts gleichen Zutaten, sich ausgerechnet im Wörnitztal zu diesem explosiven Gebräu verbanden. Folgen Sie der literarischen Zeitreise in den Winter 1791/1792 und werden Sie Zeuge einer bewahrenswerten wirklich vorgefallenen Begebenheit, die mit allen Elementen einer spannenden Story gespickt ist.
Autor
Dieter Schuster - verheiratet, 2 Kinder, Jahrgang 1970 - studierte Mechatronik und Industrial Engineering in Aalen und Berlin. 1998 diplomierte er als Ingenieur und 2003 erwarb er den Titel Master of Science. Das Buch „Preußen! Bis hierher und nicht weiter!“ ist das erste Buch des geschichtsinteressierten Ingenieurs. Im Buch verbindet der Autor wissenschaftliches Arbeiten mit geschichtlicher Aufklärungsarbeit und versucht mit einer Nuance Belletristik und populärwissenschaftlichem Schreibstil historische Inhalte zu vermitteln und zu bewahren mit dem Ziel die Distanz zwischen dem Inhalt und den Interessierten zu verringern. Der Autor ist ein Nachkomme des Waldvogtes zu Tübingen und im Schönbuch Oseas Knapp (1564 -1626). Nach der Entsendung eines in herzoglichen Diensten stehenden Familienmitglieds im 18. Jahrhundert nach Weiltingen etablierte sich dort ein Strang der weitverzweigten altwürttembergischen Familie. Durch seine Familie kam der Autor bereits in seiner Kindheit mit geschichtsrelevanten Themen in Kontakt.
Youtube links
Die Weiltinger Affäre des Jahres 1792 (16:27) Kurzvorstellung Vortrag anlässlich der Buchvorstellung: Buchvorstellung
Rezension
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